Berufliche Zukunft für Frauen: Einstiege – Umstiege – Aufstiege

00:54 Ich habe nach der Hauptschule das 00:57 Gymnasium gemacht das ist ein Oberstufengymnasium. 01:01 Das war aber nicht wirklich meine Richtung, die mir gelegen ist. 01:04 Es hat sich dann relativ bald herauskristallisiert, 01:06 eigentlich bin ich eher ein handwerklich Typ. 01:08 Leider muss ich jetzt im Nachhinein sagen, habe ich das Gymnasium abgebrochen 01:11 und hab dann 01:14 etliche Jahre im Gastgewerbe gearbeitet. 01:16 Hab da irgendwann einmal mein Mann kennengelernt, den jetzigen 01:19 und war 14 Jahre bei den Kindern zu Hause. 01:33 Es war dann aber so, 01:34 auf die Dauer ist es sicher nicht das, was ich mir Vorgestellt habe. 01:38 Meine Kinder sind schon größer, 01:40 ich möchte wieder einen Beruf erlernen 01:43 und bin dann ins AMS gegangen. 01:46 Das AMS hat mich relativ schnell an die Frauenstiftung verwiesen 01:49 nachdem ich nicht wirklich eine Ausbildung gehabt habe, 01:51 die Schule war abgebrochen und 01:55 im Gastgewerbe, das wird natürlich auch nicht angerechnet. 01:58 Und in der Frauenstiftung, 02:00 das war dann ganz toll, habe ich dann erst gesehen, 02:03 wie viele Möglichkeiten ich eigentlich in Wirklichkeit hab. 02:06 Und aus diesem vielseitigen Interesse heraus bin ich dann drauf gekommen, 02:11 Glas ist wirklich das, was ich 02:13 gerne machen möchte, also ich möchte wirklich gerne Glaser lernen 02:16 und habe dann mithilfe der Frauenstiftung 02:19 und AMS dann umgeschaut um Firmen, die einen Lehrling aufnehmen. 02:24 Bin dann zu meinem jetzigen Chef dann unter anderem auch gekommen. 02:27 Der war am Anfang nicht wirklich Glücklich, 02:29 wie es geheißen hat er soll eine Frau aufnehmen in seinem Betrieb, als Lehrling. 02:46 Es war vor allem das Frau sein, 02:47 das für ihn ein gewisses Problem war. 02:49 Mein Chef ist zwar ein sehr aufgeschlossener Chef. 02:51 Aber Frauen sind eben gerade in diesem Beruf nicht sehr alltäglich. 02:56 Und er hat dann gemeint, nein probieren wir es doch und es war relativ toll, es da noch einen 03:01 älteren Gesellen gegeben. 03:02 Der ist kurz vor der Pensionierung gewesen. 03:04 Also der war sowieso absolut skeptischste 03:07 Mann überhaupt. 03:08 Er war fast beleidigt, wie er mich in den Aussendienst mitnehmen musste. 03:13 Und es war natürlich 03:14 dann auch meine Herausforderung, dass ich wirklich zeigen konnte, 03:17 Es ist nicht so, dass ich zwei Linke habe, sondern das ich ein 03:20 handwerkliches Geschick habe. 03:33 Ich wollte unbedingt auch im künstlerischen Bereich eine 03:37 Ausbildung haben und bin so zur Stiftsglaserei gangen. 03:43 Dort habe ich praktisch ein Jahr gelernt 03:46 und da habe ich Kirchenfenster restauriert, habe Kirchenfenster in der gehabt die 03:52 600 nach Christus gemacht worden sind, also 03:55 es war wirklich ein tolles Erlebnis. 03:57 Auch dort hätte ich anfangen können zu arbeiten, 03:59 aber mir war der Arbeitsweg zu weit, also das ist mir einer Familie, 04:05 wenn man Familie hat und Kinder hat ist es nicht 04:07 möglich, dass man dann so weit fährt, jeden Tag und ja 04:11 und so bin ich endgültig in der Firma, in der ich begonnen habe zu lernen, gelandet. 04:27 Ich habe das Berufsleben 04:29 vor acht Jahren begonnen, nach der Geburt von meiner Tochter. 04:33 Habe im Steigenberger Maxx Hotel angefangen, als Stubenmädchen, 04:35 und nach ca. einem halben Jahr 04:37 bin ich übernommen worden von der Firma ISS und da war ich dann Vorarbeiterin. 04:42 Nach einer gewissen Zeit hat sich herauskristallisiert, 04:45 dass ich gut mit Menschen umgehen kann. 04:47 Und dann hat mich eine Kollegin damals 04:48 gefragt, ob ich nicht die Position als Objektleiterin übernehmen möchte. 04:52 Das habe ich dann probiert, mit Absprache der Familie 04:55 und das hat wunderbar geklappt 04:57 und dann habe das begonnen. 04:59 Letztes Jahr habe ich dann angefangen, mit dem Gesellenbrief 05:02 im zweiten Bildungsweg zu absolvieren und den ich dann im März 05:06 positiv abgeschlossen habe. 05:08 Und so geht das eigentlich weiter. 05:09 Nächstes Jahr fange ich wieder an mit Managementzertifikat zwei. 05:24 Mir hat einfach gefallen, mit den Leuten 05:26 zu arbeiten, ihnen etwas zu erklären, ihnen sagen, das-und-das gehört gemacht 05:30 und es hat sich herauskristallisiert, dass ich wirklich umgehen kann mit Leuten. 05:34 Also ich bin nicht der Typ, der schimpft. 05:37 Ich versuche alles in Ruhe zu erklären 05:40 und mit ihren hingehen und das wirklich vor Ort zeigen. 05:43 Und da habe ich dann gemerkt Hoppala, da ist wirklich was dahinter 05:47 und man sieht es auch von der Organisation her, Einteilungen etc. 05:51 da habe ich sehr wenige Probleme damit. 06:04 Als 19-jährige, nach Absolvierung 06:06 der Handelsakademie mit der Matura habe ich mal begonnen, 06:09 den ersten Job zu nehmen, der zu kriegen war. 06:11 Da habe ich in einer Spedition gearbeitet und dann wurde mir ein Job angeboten 06:17 bei der Firma Neumayer als Exportsachbearbeiterin. 06:19 Das war für mich sehr angenehm, weil es in der Nähe war. 06:22 Dann, nach drei Jahren, habe ich gewechselt, 06:24 um mich weiterzubilden und bin dann in eine Computerfirma gegangen. 06:28 Dort habe ich eigentlich ganz von Null wieder angefangen. 06:32 Dann kam das erste Kind und nach der Karenzzeit, was es sehr 06:35 schwierig für mich, wieder dort zu arbeiten. 06:37 Ich musste nach Wien pendeln. 06:39 Mein Vater war damals sehr krank und es wurde mir dann einen Job wieder angeboten, 06:42 in der Firma, wo ich drei Jahre gearbeitet habe im Verkauf. 06:46 Und das habe ich angenommen. 06:48 Und zu meinem großen Glück kam eine neue Geschäftsführerin, 06:53 die Frauen gefördert hat. 06:55 Und man hat mir dann die Möglichkeit gegeben, mithilfe des AMS 06:58 Förderprogramms Schulungen zu absolvieren. 07:02 Und ich habe mich zuerst weitergebildet im Bereich IT. 07:06 Dann gab es die Möglichkeit, dass die Stelle 07:08 des Qualitätsmanagers neu besetzt wurde und ich musste dann die Ausbildung machen 07:13 zum Qualitätsmanager, habe dann die Zertifizierung gemacht. 07:16 In weiterer Folge kam dann die Ausbildung als Auditor 07:18 für das Qualitätsmanagementsystem. 07:20 Auch hier habe ich eine Zertifizierungsprüfung absolviert 07:24 und ja, wie dann die offene Stelle im Human Resources Bereich zu besetzen war, 07:29 dann fiel die Wahl auf mich und jetzt bekleide ich eigentlich 07:33 drei Jobs, drei Tätigkeiten, EDV, Qualitätsmanagement 07:38 und Human Resources. 07:51 Das AMS, speziell jetzt in unserem Bezirk ist sehr gut organisiert, 07:55 das sind sehr kompetente Mitarbeiter, 07:57 die immer wieder Werbung betreiben für das Qualifizierungsförderprogramm. 08:01 Es gab dann auch eine Unternehmensberaterin, 08:03 die uns geholfen hat, im Zuge der Förderberatung 08:07 und das Programm ist eine ganz tolle Sache, 08:10 weil die Unternehmen dadurch eigentlich ermutigt werden 08:13 sollen, die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen zu finden. 08:16 Nicht immer nach außen zu schauen, sondern zu schauen, 08:20 welches Potenzial habe ich im Unternehmen? 08:22 Und die Förderung ist ja sehr toll, 08:25 schwerpunktmäßig auf Frauen und ältere Dienstnehmer 08:28 und man hat dann die Möglichkeit, die sehr kostenintensiven Seminare 08:33 dann durchaus mit dem Mitarbeiter durchzuführen. 08:47 Selbstvertrauen ist es das Größte, 08:49 man muss wissen, wo sind die eigenen Fähigkeiten. 08:52 Da würde ich mal raten zu einem Karrierecoaching. 08:54 Dann herausfinden, welche Dinge kann ich gut? 08:57 Was erwarte ich mir? 08:58 Welche Ziele stecke ich mir? 09:01 Etappenziele setzen, die realistisch sind und nicht zu langfristig. 09:05 Und dann eben einfach konsequent zu sein, 09:08 das ist besonders wichtig. 09:10 Viele Frauen glaube ich, verlässt relativ bald der Mut, 09:13 wenn sie merken 09:13 der Weg ist steinig, aber da muss man eben dann durch 09:16 und dann wird es auch dann wieder leichter. 09:18 Es ist, teilweise 09:19 hat man natürlich schon Probleme, weil es sind immer noch Kundschaften 09:23 absolut überrascht, dass eine Frau kommt und nicht ein Mann kommt, der sie betreut. 09:27 Und man muss natürlich dann schon besonders aufpassen, 09:31 dass man keine Fehler macht. 09:32 Aber im Großen und Ganzen, wird es immer besser. 09:37 Es ist auch so, in der Glaserei gibt es immer mehr Mädchen und Frauen, 09:41 die den Beruf lernen. 09:53 Meiner Meinung nach, man kann sich umschauen, am Arbeitsmarkt. 09:56 Also es gibt wirklich viele Positionen, die noch nicht besetzt sind 10:00 oder besetzt werden sollten 10:02 und einfach offen durch die Welt gehen und schauen und einfach die Chance nutzen. 10:05 Also ich habe es damals auch einfach nur genutzt, ich habe gesagt probieren kostet nichts. 10:09 Und jetzt nach acht Jahre hat es sich für mich entwickelt, dass das der richtige Weg war. 10:14 Man sollte einfach nur wirklich schauen, informieren am Arbeitsamt, 10:17 ob es irgendwelche Positionen gibt, die man doch managen kann 10:21 mit Familie und so, aber es geht. 10:23 Ich sage immer, dass es den Beruf eines Projektmanagers gibt, ist eigentlich 10:30 ein Kuriosum, denn jede Frau, finde ich, hat das im Blut. 10:34 Man muss organisieren können. 10:36 Das heißt, ich habe das große Glück, dass meine Mutter nebenan wohnt, 10:39 die mir auf die Kinder schaut, ein Netzwerk von Freunden. 10:43 Tagesmutter habe ich gehabt und eben immer die Organisation. 10:47 Man muss halt immer alles planen, dann funktioniert es dann schon. 10:51 Stress gibt es gar nicht. 10:53 Also Stress ist für mich persönlich ein Fremdwort. 10:56 Ich meine, man kann nur eine Sache nach der anderen erledigen, 10:59 ich kann nicht fünf Sachen auf einmal machen. 11:01 Am Anfang ja, da gibt es Stress, keine Frage. 11:03 Aber dann habe ich gemerkt, ich mache viele Sachen auf einmal und nichts ist erledigt. 11:08 Und dann habe ich gesagt okay, Eines nach dem Anderen, weil es geht nicht anders. 11:13 Das war hauptsächlich dann durch das Managementseminar, 11:18 hat man dann wirklich gelernt darüber, wie mache ich das, das Handy wirklich 11:22 für zehn Minuten ausschalten, Ruhe, Kaffee trinken gehen etc. 11:26 Also man lernt das dann auch mit der Zeit. 11:40 Ein Mädchen, das in eine Richtung Männerberuf geht, 11:44 strengt sich wesentlich mehr an, also die sind wesentlich interessierter gewesen, 11:48 bei der Sache gewesen. 11:49 Aber es ist halt leider so, 11:51 aufgrund dessen das Glas schwer ist, 11:54 jetzt muss der ganze Betrieb, 11:55 das muss ein ausgewogenes Verhältnis sein zwischen Männer und Frauen. 11:58 Ich bin sicher keine schwache Frau, aber gewisse Dinge, 12:01 da hol ich mir meine Männer her, die mir dann die schwere Arbeit abnehmen. 12:05 Es hat zwar natürlich auch ein Mann 12:08 nur ein Rückgrat, das er schonen muss, aber es nützt nichts. 12:12 Ich habe mir das damals mit meinem Lebenspartner ausgesprochen, 12:15 er unterstützt mich in der Hinsicht, 12:17 er macht gewisse Lernarbeiten mit meiner Tochter, 12:20 wo ich keine Zeit habe, oder diverse Sachen im Haushalt. 12:24 Aber es funktioniert tadellos. prinzipiell sollten die Frauen mehr Mut haben, 12:25 Prinzipiell sollten die Frauen mehr Mut haben, 12:29 eine interessante Tätigkeit zu machen und sich nicht abschrecken zu lassen 12:32 von eventuellen Problemen, die dann mit der Kinderbetreuung einhergehen. 12:38 Weil man kann im Prinzip alles lösen. 12:40 Und bei meinen Kindern ist es so sie wissen, dass ich meine 12:44 Erfolgserlebnisse im Beruf brauche. 12:46 Sie sind auch stolz auf mich. 12:47 Sie freuen sich dann, wenn sie in der Schule sagen können, 12:49 die Mama ist jetzt in Amerika und die Mama hat dieses und jenes erreicht. 12:54 Man muss dann eben die Zeit, die man zur Verfügung hat, 12:57 mit den Kindern intensiv planen. 13:11 Ein gelungener Tag ist, 13:13 wenn sehr viel Unvorhergesehenes passiert und der Tag mit Lösungen endet. 13:17 Da heißt es man muss flexibel sein 13:20 und man muss eben schauen, dass man alternative Lösungen finden kann. 13:23 Und man muss sich auf die Mitarbeiter verlassen können und auf die Kollegen. 13:27 Wenn das Team stimmt, dann gibt es eigentlich täglich Erfolgserlebnisse.