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Wir haben die Karenz aufgeteilt.
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Meine Frau war zuerst eine Zeit lang und dann war ich eine Zeit lang.
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Das hatte einfach den Grund, dass ich bei meinen Kindern sein wollte.
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Weil ich finde, dass die Kinder einen Anspruch darauf haben, dass auch der Papa ein bisschen zuhause ist.
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Das war der Grund Eins, der Grund Zwei war,
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dass es jedem einmal gut tut von der Arbeit
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eine gewisse Auszeit zu nehmen.
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Ich glaube da gibt es
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ganz, ganz tolle Erfahrungen, die man machen kann,
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die dann in Auswirkungen in verschiedenen Bereichen haben.
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Ich sag einmal das eine, wenn ich sage, ich gehe als Mann in Karenz, dann
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dann ist es wichtig
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für meine Partnerin, dass die wieder in den Beruf einsteigen kann.
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Das ist ein Effekt.
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Es gibt auch Statistiken, dass dann zum Beispiel die Scheidungsrate sinkt,
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wenn der Mann ein aktiver Vater ist, der sich mehr um die Kinder kümmert,
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mehr im Haushalt mitarbeitet.
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Punkt Zwei ist, dass ich die Fähigkeiten, die ich erlernt habe, das sind
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wir nennen das in der Personalentwicklung soziale Fähigkeiten, Social Skills,
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dass ich die durchaus dann
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auch in der Arbeit wieder anwenden kann.
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Es werden sehr viele Qualifizierungen, Trainings, Schulungen gemacht
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für Führungskräfte, für Mitarbeiterführung,
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Durchsetzungsvermögen
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etc. etc..
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Konfliktkommunikation
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das sind alles Sachen, die ich mit meinen Kindern tagtäglich lernen kann.
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Ich sage zum Beispiel immer
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Mitarbeiterführung ist einfacher, als Kinder zum Aufräumen zu bringen
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und zwar Kinder zum Aufräumen zu bringen,
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ohne dass ich sie anschreien muss und sag
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wenn du das nicht machst, dann kriegst du halt keine Nachspeise,
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oder keine Schokolade zur Belohnung, sondern mit ihnen eine Lösung erarbeite.
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Und ich bin als Vater,
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wenn ich zu Hause bin, bin ich ja viel direkter betroffen,
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weil ich muss mich mit meinem Kind ständig arrangieren.
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Mit einem Kollegen im Büro,
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kann ich sagen okay, das verschiebe ich auf morgen.
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Mit dem Kind bist du unmittelbar beieinander.
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Und wenn du dich darum kümmern musst, kannst du nicht einfach sagen, okay,
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jetzt gehe ich einen Kaffee trinken.
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Du bist ständig in Aktion.
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Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man die besten Informationen bekommt,
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was die arbeitsrechtliche Seite betrifft,
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einerseits von der Arbeiterkammer.
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Wenn ich Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer
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bin bzw. für Selbstständige auch natürlich bei der Wirtschaftskammer, einerseits.
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Die verweisen aber auch dann sehr schnell, wenn es um die
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Versicherungsleistungen geht, also die Ausbezahlung des Kinderbetreuungsgeldes
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und diese Geschichte mit den Zuverdienstgrenzen,
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die für viele Karenzgeld-, KindergeldbezieherInnen
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eine wichtige Frage ist, verweisen die immer an die zuständigen
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Sozialversicherungsträger, das heißt dort, wo ich versichert bin,
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Gebietskrankenkasse, BVA,
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Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft,
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das sind die Stellen, die haben auch eigene Stellen
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eingerichtet, wo man, wenn man sagt, ich bin, möchte in Karenz gehen
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und möchte da eine Auskunft haben, dass man sich dann dort hinwenden kann.
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Also im Familienalltag mit meinen Töchtern,
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die größte Herausforderung ist für mich das ich die Wohnung sauber halte,
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weil der Toleranzlevel für Männer größer ist als für Frauen.
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Da habe ich die Erfahrung macht was
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den Schmutzgehalt am Boden, oder sonst irgendwo angeht
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Also hin und wieder kommt meine Frau heim und sagt,
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das könnte man schon noch machen oder so, eher auf eine dezente Art und Weise,
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sie ist da ja eh sehr nett
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und entgegenkommend.
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Schwierig ist es dann, wenn man Alleinunterhalter
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über längere Zeit sein muss. Das ist schon relativ anstrengend.
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Und wenn man dann noch gleichzeitig kochen muss
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oder irgendwie staubsaugen und zusammen räumen,
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das ist dann schon recht viel Programm
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und Recht viel was man zu bewältigen hat, das ist nicht zu unterschätzen.
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Also ich kann mich erinnern, als ich das erste Mal in Karenz war,
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da war die Miriam eins bis eineinhalb, da war ich ein halbes Jahr und
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in der Zeit, wo die Miriam alleine war da war ich wirklich das halbe Jahr
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Alleinunterhalter und das war am Schluss schon so, dass ich mir gedacht habe,
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also die Karenzzeiten bzw. die Zeit, die ich
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mit meiner kleinen Tochter verbringe, ist anstrengender als meine Arbeit.
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Wir haben überlegt,
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einen Folder oder eine Postkarte aufzulegen,
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als Informationsmedium.
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Und haben gesagt wir wollen Männer erreichen.
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Männer, die Väter werden
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und sich mit dieser Väterrolle auseinandersetzen, beschäftigen.
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Und wo erreicht man Männer?
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Klassischerweise nämlich am Wirtshaustisch.
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Und die Brauunion
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druckt 500.000 Bierdeckel, wo auf der einen Seite
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Väterkarenz Homepage drauf beworben wird und auf der anderen Seite Schloss Gold.
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Und wir werden sozusagen am Stammtisch am Wirtshaustisch
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eine Väterkarenzdiskussion damit anzetteln.
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Die wird sicher eine sehr kontroversielle Diskussion sein, da bin ich mir sicher.
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Das wird sicher lustig werden.
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Also bei uns war es so, wie das erste Mal in Karenz war, war ich glaube ich
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so ziemlich der erste, zusammen mit einem zweiten Arbeitskollegen,
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der auch in Karenz gegangen ist.
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Und da sind wir schon ein bisschen schräg beäugt worden, würde ich mal sagen.
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Inzwischen ist es so, dass zwei
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weitere Männer bei uns in Karenz waren und dass das eigentlich jetzt bei uns
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in der Kleinen Zeitung
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schon fast eine gewisse
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Tradition hat, also es möchte der Kollege von mir wieder gehen.
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Die haben alle auch
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die Vorteile des Karenzdaseins
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schätzen gelernt und und eigentlich inzwischen ist es bei uns
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relativ etabliert hätte ich gesagt.
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Also es ist nicht mehr so, dass man
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oder es ist überhaupt nie so gewesen,
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dass sie irgendwelche Nachteile kennengelernt hätte.
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Und das ist jetzt auch nicht mehr so, dass man irgendwie schief angeschaut wird.
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Das ist einfach normal bei uns inzwischen, hätte ich gesagt.
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Es ist natürlich noch immer eine Minderheit, das ist keine Frage.
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Und wir haben im April des heurigen Jahres
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2,4% Väter in Karenz gehabt.
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Das heißt im Vergleich zu
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den Frauen, vom Kindergeldbezieherinnen.
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Das ist natürlich
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eine kleine Anzahl, das ist klar.
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Aber ich glaube, die gesellschaftspolitische Diskussion ist
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in Gang gekommen.
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Ich sehe das als ein Generationenprojekt, wo ich und andere
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Männer jetzt erste Schritte machen.
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Und wenn mein Sohn Nikolaus, der jetzt
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vier Jahre alt ist, in 25, 30 Jahren Vater wird,
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dann glaube ich, ist es halbwegs normal,
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dass Männer auch in Karenz gehen.
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Es hat sich gezeigt
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in Befragungen oder auch Untersuchungen,
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dass sehr viele, gerade auch Männer,
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durchaus auch bei Frauen, diese Zeit der Karenz nützen
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um zu reflektieren, will ich den Job, den ich jetzt gemacht habe, weitermachen?
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Will ich mich neu orientieren?
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Einfach sich auch ein bisschen auf die Suche begeben, etwas recherchieren.
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Was gibt es für andere Dienstgeber, Was gibt es
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andere verwandte, ähnliche Berufsfelder?
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Kontakt aufnehmen mit dem Arbeitsmarktservice,
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mit anderen Stellen, wo man Qualifizierungen bekommen kann
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und dann so eine Karenz auch durchaus nutzen für einen beruflichen Umstieg.
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Ich war zwei Jahre in Karenz.
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Hab dann auch Notstand bekommen, weil ich den Job,
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den ich vorher gehabt habe, gekündigt habe.
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Vorher habe ich eigentlich Friseurin gelernt.
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Habe die Lehrabschlussprüfung
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zwar gemacht, aber habe sie leider nicht bestanden.
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Also in diesen Beruf habe ich nicht mehr zurück können.
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Das AMS hat mich dann zur Nova weiterempfohlen.
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Das ist ein Netzwerk für arbeitslose und arbeitssuchende Frauen in Graz und
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die Nova hat damals ein Projekt
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vorgestellt, mit der mit der Firma Magna zusammen.
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Die haben 15 Frauen gesucht,
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die eine Umschulung machen zum Werkzeugmaschineur
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und CNC-Techniker.
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Computerkurs haben wir gehabt im BFI Graz, dann CNC-Techniker.
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Der hat ca. ein halbes Jahr gedauert, der war in der WIFI.
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Zwischendurch sind immer die Lehrer zu uns gekommen,
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die Berufsschullehrer, weil wir eine schriftliche Lehrabschlussprüfung
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machen mussten.
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Es war halt oft spät in die Nachtstunden zu Lernen.
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Aber es hat funktioniert, Gott sei Dank.
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Normalerweise sind es dreieinhalb Jahre für den Lehrberuf
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und wir haben es aber in eineinhalb Jahren gemacht.
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Die Deckung des Lebensunterhalts habe ich vom AMS gekriegt,
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während der ganzen Umschulung.
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Habe auch teilweise für die Kinderbetreuung
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einen gewissen Prozentsatz dazu bezahlt bekommen.
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Also finanzielle Unterstützung hat es schon gegeben.
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Am Anfang war es irrsinnig schwer
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vor allem einmal reinzufinden, in die Arbeit.
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Es hat am Anfang oft Probleme gegeben,
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weil sie oft nicht verstanden hat,
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sie war doch sehr klein und da hat es oft Tränen geben;
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Mama, bitte bleib da!
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Und je älter sie geworden ist, desto besser hab ich es ihr
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erklären kann und uns desto besser hat sie es dann verstanden.
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Am Anfang, es waren schon sehr harte Tage dabei, dann hat,
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habe ich oft in der Nachtschicht, meine Mutter angerufen
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und sie hat dann gesagt sie weint bitterlich zu Hause
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und das war dann schon ziemlich hart, dass ich nicht heimfahren habe können.
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Auch der längste Tunnel hat ein Licht, wenn man rauskommt.
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Und man muss durchhalten.
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Es war nicht immer leicht oder es wird auch nicht immer leicht sein.
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Es haben zwei aufgehört während der Umschulung,
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die haben es nicht durchbekommen, aber das waren nicht Mütter.
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Also die drei, die Mütter waren, wir haben das alle geschafft.