00:16
											 
											
												Sozialarbeit ist für mich mit Menschen arbeiten, für die gute Sache arbeiten.
											 
										 
																																				
											
												00:21
											 
											
												Es ist auch eine politische Motivation.
											 
										 
																																																					
											
												00:28
											 
											
												Beitragen, dass die Welt ein stückweit besser funktioniert.
											 
										 
																																				
											
												00:33
											 
											
												Meine persönliche Motivation ist ein bisschen die Jugendlichen dabei zu unterstützen
											 
										 
																																				
											
												00:39
											 
											
												ein gewisses kritisches Weltbild zu entwickeln für sich.
											 
										 
																																				
											
												00:42
											 
											
												Gerade wenn es im Zusammenhang mit Social Media und Facebook,
											 
										 
																																				
											
												00:46
											 
											
												wo es nicht mehr so eindeutig ist, was jetzt seriöse Quellen sind oder wie man das bewerten sollte oder könnte.
											 
										 
																																				
											
												00:54
											 
											
												Ich glaube, man muss sich schon im Klaren sein,
											 
										 
																																				
											
												00:56
											 
											
												dass die Soziale Arbeit etwas ist, wo sich primär Menschen in sozialen Notlagen,
											 
										 
																																				
											
												01:04
											 
											
												das können ganz unterschiedliche sein, befinden.
											 
										 
																																				
											
												01:07
											 
											
												Was ich super finde an der Arbeit ist, dass sie so vielfältig ist
											 
										 
																																				
											
												01:11
											 
											
												und dass man ganz viele persönliche Interessen einbringen kann.
											 
										 
																																				
											
												01:14
											 
											
												Ich selbst mache gerne Musik, spiele mehrere Instrumente und kann das,
											 
										 
																																				
											
												01:18
											 
											
												sobald ich irgendwelche Jugendliche finde, die das auch interessiert, voll einbringen.
											 
										 
																																				
											
												01:21
											 
											
												Andere Kolleginnen sind vielleicht eher im kreativen Bereich.
											 
										 
																																				
											
												01:25
											 
											
												Man kann dadurch seine eigenen Hobbys und Stärken gut einbringen.
											 
										 
																																				
											
												01:28
											 
											
												Oder eben Sport ist ein großer Schwerpunkt.
											 
										 
																																				
											
												01:30
											 
											
												Mit Kindern sind es viele spielpädagogische Sachen, also Ballspiele, Sport, Basteln, Ausflüge usw.
											 
										 
																																				
											
												01:37
											 
											
												Bei Jugendlichen geht auch viel über Freizeitpädagogik.
											 
										 
																																				
											
												01:41
											 
											
												Da kommen noch andere Sachen hinzu, wie eben individuelle Beratungen.
											 
										 
																																				
											
												01:46
											 
											
												Also wenn es um Bewerbungen oder welcher Job passt zu mir usw. geht
											 
										 
																																				
											
												01:52
											 
											
												oder Stress mit der Familie, also einfach von bis. Da sind wir Ansprechpartnerinnen.
											 
										 
																																				
											
												01:57
											 
											
												Der andere Teil unserer Arbeit befasst sich mit Organisatorischem.
											 
										 
																																				
											
												02:02
											 
											
												Wir haben regelmäßig Teamsitzungen und Supervision. Wir müssen unser Programm planen.
											 
										 
																																				
											
												02:06
											 
											
												Wir müssen uns absprechen oder tauschen uns über Einzelfälle aus,
											 
										 
																																				
											
												02:13
											 
											
												welcher Jugendliche gerade unserer Ansicht nach welche Form von Unterstützung bräuchte.
											 
										 
																																				
											
												02:19
											 
											
												Wir müssen uns darüber austauschen, was die Regeln sind, was bei uns Jugendliche dürfen und was nicht.
											 
										 
																																				
											
												02:25
											 
											
												Man kennt das ja. Sagt die Mama nein, geht man zum Papa und der sagt ja.
											 
										 
																																				
											
												02:28
											 
											
												Wir sind sechs Leute im Team, wo wir uns einigen müssen, was unsere Teamlinie ist,
											 
										 
																																				
											
												02:33
											 
											
												um nicht ständig gegeneinander ausgespielt zu werden.
											 
										 
																																				
											
												02:36
											 
											
												Dieser Austausch im Team und überhaupt die Zusammenarbeit im Team ist etwas sehr Wesentliches bei uns.
											 
										 
																																				
											
												02:42
											 
											
												Im Sommer sind wir viel draußen, in den Parks und auf der Straße
											 
										 
																																				
											
												02:46
											 
											
												oder wir machen Ausflüge, gehen campen oder schwimmen.
											 
										 
																																				
											
												02:48
											 
											
												Im Winter sind wir mehr in der Einrichtung aber auch mobil unterwegs. So quasi Streetwork.
											 
										 
																																				
											
												02:55
											 
											
												Im Winter sind auch die Plätze aber zum Beispiel auch Einkaufszentren
											 
										 
																																				
											
												02:59
											 
											
												oder alle möglichen Orte, wo sich Jugendliche gerne aufhalten.
											 
										 
																																																					
											
												03:02
											 
											
												Wichtig ist uns auch immer, dass wir darauf achten, ob die Jugendlichen irgendwie Lust haben,
											 
										 
																																				
											
												03:06
											 
											
												dass wir da sind. Es ist auch ok, wenn sie einmal keinen Bock haben und unter sich sein wollen.
											 
										 
																																				
											
												03:11
											 
											
												Dann gehen wir weiter. Je nachdem, wie wir gerade das Gefühl haben, was gerade passt.
											 
										 
																																				
											
												03:16
											 
											
												Manchmal quatscht man nur kurz im Smalltalk, wie es so geht und geht dann weiter.
											 
										 
																																				
											
												03:20
											 
											
												Manchmal bleibt man eine Stunde sitzen und redet über Gott und die Welt.
											 
										 
																																																					
											
												03:25
											 
											
												Manchmal muss man auch akzeptieren, dass auch Jugendliche ihre Entscheidungen treffen,
											 
										 
																																				
											
												03:30
											 
											
												so wie sie es für richtig oder gut halten in dem Moment, dann muss man auch manchmal zuschauen.
											 
										 
																																				
											
												03:34
											 
											
												Es gibt auch öfters Rückschläge oder Herausforderungen, wenn es irgendwie schwierig ist.
											 
										 
																																				
											
												03:39
											 
											
												Oder vielleicht auch Schicksale von Jugendlichen, die einen schon auch persönlich betroffen machen.
											 
										 
																																				
											
												03:46
											 
											
												Umgekehrt, wenn wir uns für eine Sache voll bemühen und nachher taucht niemand auf
											 
										 
																																				
											
												03:50
											 
											
												und keiner mag mitmachen oder so, da braucht es schon eine gewisse Frustrationstoleranz, nennen wir es.
											 
										 
																																				
											
												03:59
											 
											
												Einfach da weiterzumachen und sich nicht demotivieren zu lassen.
											 
										 
																																				
											
												04:02
											 
											
												Sachen, die einen manchmal frustrieren, sind eher dann gesellschaftliche oder gesetzliche Geschichten.
											 
										 
																																				
											
												04:07
											 
											
												Wenn man merkt, da hat eine ganze gesellschaftliche Gruppe, z.B. viele Jugendliche mit Migrationshintergrund,
											 
										 
																																				
											
												04:18
											 
											
												die kaum Chancen haben, da jetzt reguläre Arbeit zu finden.
											 
										 
																																				
											
												04:21
											 
											
												So gewisse Ungerechtigkeiten, die man merkt.
											 
										 
																																				
											
												04:25
											 
											
												Bei Konflikten finde ich immer, dass man selbst ganz viel lernt.
											 
										 
																																				
											
												04:30
											 
											
												Ich lerne immer wieder von den Jugendlichen. Sie zwingen einen, auch die eigene Position zu überdenken.
											 
										 
																																				
											
												04:38
											 
											
												Es macht schon Spaß die Auseinandersetzung.
											 
										 
																																																					
											
												04:42
											 
											
												Natürlich muss man irgendwie Kinder und Jugendliche mögen
											 
										 
																																				
											
												04:44
											 
											
												und da keine Berührungsängste haben oder sich nicht einschüchtern lassen.
											 
										 
																																				
											
												04:50
											 
											
												Ich habe manchmal so den Eindruck, viele Leute haben Angst vor Jugendlichen, weil die da herumlungern.
											 
										 
																																																					
											
												04:59
											 
											
												Da muss man schon die Offenheit haben, auf die zuzugehen.
											 
										 
																																				
											
												05:02
											 
											
												Wenn man sie dann kennt, da merkt man es, dass die auch liebe Leute sind,
											 
										 
																																				
											
												05:08
											 
											
												auch wenn manche gefährlich wirken oder auch wirken wollen.
											 
										 
																																																					
											
												05:15
											 
											
												Man braucht sicher eine Lust am Spiel, also Kartenspiele, Brettspiele, alles Mögliche.
											 
										 
																																				
											
												05:22
											 
											
												Im Sommer sind wir in Parks, da kann man dann Jonglieren.
											 
										 
																																																					
											
												05:27
											 
											
												Das Gute ist, man kann es sich aussuchen, was man anbietet oder mitspielen mag.
											 
										 
																																				
											
												05:30
											 
											
												Ich denke schon, dass es Bedarf auf jeden Fall auch in Zukunft geben wird an Personen,
											 
										 
																																				
											
												05:36
											 
											
												die in dem Bereich arbeiten. Da ist sicher kein Mangel.
											 
										 
																																				
											
												05:39
											 
											
												Die Frage ist eher, ob es weiterhin eine Regierung gibt, die das finanziert.
											 
										 
																																				
											
												05:47
											 
											
												Das ist eine politische Entscheidung, ob man sagt, Kinder und Jugendliche sind uns wichtig,
											 
										 
																																				
											
												05:52
											 
											
												dafür wollen wir Geld in die Hand nehmen.
											 
										 
																																				
											
												05:54
											 
											
												Derzeit haben wir da vor allem in Wien wirklich Glück.
											 
										 
																																				
											
												05:56
											 
											
												Ich denke, die Jugendarbeit ist da sehr gut ausfinanziert.
											 
										 
																																				
											
												06:00
											 
											
												Das leistet auch einen guten Beitrag dazu, warum die Stadt so gut funktioniert.
											 
										 
																																				
											
												06:04
											 
											
												Ich hoffe, dass das so bleibt und dass man nicht meines Erachtens an den falschen Stellen zu sparen beginnt.
											 
										 
																																																					
											
												06:27
											 
											
												Ihr müsst Euch das vorstellen. Bis ca. 1977 ist gewissermaßen 80 bis 85% das, was Sozialarbeiterinnen,
											 
										 
																																				
											
												06:36
											 
											
												damals werden sie schon Sozialarbeiterinnen genannt, das machen Leute im Bereich der Jugendamt-Sozialarbeit.
											 
										 
																																				
											
												06:44
											 
											
												Dann gibt es noch die Straffälligenhilfe, also die Bewährungshilfe.
											 
										 
																																				
											
												06:49
											 
											
												Dann beginnt erst mit den ausgehenden 1970er Jahren
											 
										 
																																				
											
												06:54
											 
											
												erstmalig eine Ausdifferenzierung in verschiedene Handlungsfelder in diese Vielfalt
											 
										 
																																				
											
												06:59
											 
											
												Das ist geprägt von den Sozialarbeiterinnen, die jetzt im Bereich,
											 
										 
																																				
											
												07:04
											 
											
												gerade auch im Zusammenhang mit der Frauenbewegung entstehen die ersten Frauenhäuser,
											 
										 
																																				
											
												07:09
											 
											
												in späterer Folge dann Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie.
											 
										 
																																				
											
												07:15
											 
											
												Es entstehen Streetwork-Projekte.
											 
										 
																																				
											
												07:18
											 
											
												Es entstehen in den 1980er Jahren neue Formen der Wohnungslosenhilfe, die auf Schiene gebracht werden.
											 
										 
																																				
											
												07:25
											 
											
												Die Suchthilfe, die Psychosozialen Dienst-Angebote.
											 
										 
																																				
											
												07:30
											 
											
												Diese sozialpsychiatrischen Problemfälle werden von Sozialarbeiterinnen gemacht.
											 
										 
																																				
											
												07:36
											 
											
												Diese Situation, dass wir jetzt ein Wording haben,
											 
										 
																																				
											
												07:44
											 
											
												dass alle Bachelor-Programme Soziale Arbeit großgeschrieben und getrennt genannt werden,
											 
										 
																																				
											
												07:50
											 
											
												ist eine, ohne es so kenntlich gemacht zu haben, Übernahme bundesdeutscher Wordings.
											 
										 
																																																					
											
												08:00
											 
											
												Die Frage ist immer rechtliche Normen, Theorie und wie wird die Praxis gelebt.
											 
										 
																																				
											
												08:06
											 
											
												Die Berufsgruppe hat immer wieder die Herausforderung in diesem Spannungsfeld zu agieren.
											 
										 
																																				
											
												08:16
											 
											
												Das heißt, es gibt einen alten Klassiker, der sagt, es gibt das doppelte Mandat.
											 
										 
																																				
											
												08:20
											 
											
												Das eine Mal verstehst du dich als beruflicher Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin.
											 
										 
																																				
											
												08:26
											 
											
												Ich bin für meine Klientinnen da.
											 
										 
																																				
											
												08:28
											 
											
												Andererseits wirst du natürlich auch von der öffentlichen Sozialverwaltung bezahlt.
											 
										 
																																				
											
												08:34
											 
											
												Das ist natürlich so etwas wie ein Spannungsverhältnis.
											 
										 
																																				
											
												08:37
											 
											
												Beziehungsweise es gibt neuerdings, das könnte man auch ein bisschen optimistisch interpretieren,
											 
										 
																																				
											
												08:43
											 
											
												ein drittes Mandat, wo man sagt, wir haben auch eine gesellschaftspolitische Herausforderung.
											 
										 
																																				
											
												08:50
											 
											
												Wir als Berufsgruppe sind auch dazu da, eine gerechtere und sozialere Gesellschaft mitzubewirken.
											 
										 
																																																					
											
												08:57
											 
											
												Behördliche Sozialarbeit hat natürlich auch in den letzten 15 Jahren zunehmend nur mehr ihre Kernbereiche.
											 
										 
																																				
											
												09:07
											 
											
												Das andere wird einfach ausgelagert und zugekauft von freien Trägern der Wohlfahrt.
											 
										 
																																				
											
												09:13
											 
											
												Es gibt gewissermaßen diesen Wohlfahrtsmix.
											 
										 
																																				
											
												09:15
											 
											
												Er ist aber nicht, wie viele glauben, ein ganz neues Phänomen und hätte mit dem Neoliberalismus zu tun.
											 
										 
																																				
											
												09:22
											 
											
												Ich als Historiker, der auch die Geschichte der Sozialen Arbeit immer wieder erforscht hat in den letzten Jahrzehnten,
											 
										 
																																				
											
												09:29
											 
											
												muss feststellen, seit den 1880er Jahren kann man nachweisen, dass die behördlichen Einrichtungen und Träger
											 
										 
																																				
											
												09:36
											 
											
												auf der einen Seite schon anno dazumal gesagt haben, wir haben viele Vereine,
											 
										 
																																				
											
												09:42
											 
											
												denen geben wir Subventionen und Förderungen und die sollen das und das für uns miterledigen.
											 
										 
																																				
											
												09:48
											 
											
												So ist es eigentlich seit eh und je. In diesem historischen Ablauf ist es einmal so und so das Mischungsverhältnis.
											 
										 
																																				
											
												09:55
											 
											
												Aber an sich ist es nichts Neues.
											 
										 
																																				
											
												09:58
											 
											
												Es führt natürlich auch dazu, dass jetzt in den Handlungsfeldern teilweise natürlich die Bezahlung auch variiert.
											 
										 
																																				
											
												10:07
											 
											
												Es ist so, dass die Verberuflichung des weiblichen sozialen Ehrenamtes
											 
										 
																																				
											
												10:14
											 
											
												am Vorabend des I. Weltkrieges seine ersten Ausprägungen hatte
											 
										 
																																				
											
												10:19
											 
											
												mit gesetzlichen Veränderungen, dass man überhaupt in die Familie hineinintervenieren konnte.
											 
										 
																																				
											
												10:24
											 
											
												Bei Missbrauch und bei Vernachlässigung hat man dann das Jugendamt gesetzlich institutionell geschaffen.
											 
										 
																																				
											
												10:31
											 
											
												Dann hatte man die Herausforderung und am Ende des I. Weltkrieges
											 
										 
																																				
											
												10:36
											 
											
												beziehungsweise zu Beginn der Ersten Republik im Jahre 1918
											 
										 
																																				
											
												10:39
											 
											
												hat man dann erstmalig ein öffentlich rechtlich anerkanntes Ausbildungssystem bekommen.
											 
										 
																																				
											
												10:45
											 
											
												Wir haben heutzutage in jedem Bundesland eine Ausbildung. Das war aber nicht immer so.
											 
										 
																																				
											
												10:50
											 
											
												In jedem Bundesland haben wir eine Sozialarbeiterinnen-Ausbildung.
											 
										 
																																				
											
												10:53
											 
											
												Aber es sind keine geklonten identen Ausbildungsprogramme.
											 
										 
																																																					
											
												10:58
											 
											
												Es ist klar, die Grundsachen sind überhaupt keine Frage.
											 
										 
																																				
											
												11:04
											 
											
												Es gibt dann natürlich standortbezogene Profile, Akzente und dergleichen mehr.