Sozialarbeiterin mit Familien

00:14 Wir sind für Kinder und Jugendliche zuständig. 00:17 Einer meiner großen Arbeitsbereiche sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 00:21 Das heißt, Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen 00:27 nicht in ihrem Herkunftsland sein können und nach Österreich kommen 00:30 und die brauchen dann jemand, der für sie zuständig ist. 00:34 Das übernimmt dann das Jugendamt. 00:37 Wir arbeiten ganz stark mit Sozialpädagogen aus den Wohngemeinschaften zusammen, die die Kinder direkt betreuen. 00:43 Da ist es, dass wir mindestens jährlich Gespräche führen, am Anfang auch öfter, 00:49 um zu sehen, wie geht es dem Kind selber 00:53 dann hören wir uns aber auch an, was die Sozialpädagogen dazu sagen 00:58 und wie sie die Entwicklung des Kindes sehen. 01:02 Dann planen wir die Schritte für die Zukunft, für die nahe Zukunft. 01:06 Man macht den Beruf, um Menschen, die nicht die gleichen Chancen hatten, in welcher Hinsicht auch immer, 01:13 zu unterstützen und zu begleiten, damit sie auch teilnehmen können an unserer Gesellschaft wie auch immer. 01:24 Somit darf man nicht vorurteilend sein. Man muss auch sehr akzeptierend sein. 01:31 Auch akzeptierend gegenüber anderen Lebensvorstellungen, die vielleicht auch der eigenen nicht entsprechen. 01:38 Empathiefähigkeit gehört natürlich dazu, sich in andere Menschen reinversetzen zu können. 01:45 Man muss schon auch stressresistent sein, um stressige Situationen, 01:51 teilweise vielleicht eskalierende Situationen auch auszuhalten, 01:56 eben auch auszuhalten, wenn es Leuten ganz schlecht geht. 02:00 Wir machen mehr so die Verwaltung und die Organisation im Hintergrund. So kann man das sagen. 02:07 Die Sozialpädagogen leben nahe an den Kindern. 02:10 Wir brauchen auch einen starken Austausch untereinander, 02:14 weil wir unsere gegenseitigen Expertisen dann auch brauchen, um die Zukunft und die nächsten Schritte zu planen. 02:22 Es ist ein Bereich, wo man sicher einen Job findet, wenn man in den Bereich geht, wo auch immer. 02:30 Das Tolle ist auch, er ist breit gefächert. 02:33 Man kann wirklich mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten 02:39 von jeder Bevölkerungsgruppe und jeder Altersgruppe, auch in unterschiedlichen Kontexten. 02:47 Grundsätzlich ist es schon gut, wenn man die Gelegenheit hat mal reinzuschnuppern. 02:52 Zum Beispiel in einem Ferialjob, wenn es bezahlt ist umso besser. 02:57 Und sonst im Ehrenamt einfach versucht bei einer sozialen Organisation mitzuarbeiten. 03:17 Ihr müsst Euch das vorstellen. Bis ca. 1977 ist gewissermaßen 80 bis 85% das, was Sozialarbeiterinnen, 03:26 damals werden sie schon Sozialarbeiterinnen genannt, das machen Leute im Bereich der Jugendamt-Sozialarbeit. 03:35 Dann gibt es noch die Straffälligenhilfe, also die Bewährungshilfe 03:39 Dann beginnt erst mit den ausgehenden 1970er Jahren 03:45 erstmalig eine Ausdifferenzierung in verschiedene Handlungsfelder in diese Vielfalt 03:49 Das ist geprägt von den Sozialarbeiterinnen, die jetzt im Bereich, 03:55 gerade auch im Zusammenhang mit der Frauenbewegung entstehen die ersten Frauenhäuser, 04:00 in späterer Folge dann Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie. 04:05 Es entstehen Streetwork-Projekte. 04:08 Es entstehen in den 1980er Jahren neue Formen der Wohnungslosenhilfe, die auf Schiene gebracht werden. 04:16 Die Suchthilfe, die Psychosozialen Dienst-Angebote. 04:21 Diese sozialpsychiatrischen Problemfälle werden von Sozialarbeiterinnen gemacht. 04:27 Diese Situation, dass wir jetzt ein Wording haben, 04:34 dass alle Bachelor-Programme Soziale Arbeit großgeschrieben und getrennt genannt werden, 04:41 ist eine, ohne es so kenntlich gemacht zu haben, Übernahme bundesdeutscher Wordings. 04:50 Die Frage ist immer rechtliche Normen, Theorie und wie wird die Praxis gelebt. 04:57 Die Berufsgruppe hat immer wieder die Herausforderung in diesem Spannungsfeld zu agieren. 05:06 Das heißt, es gibt einen alten Klassiker, der sagt, es gibt das doppelte Mandat. 05:11 Das eine Mal verstehst du dich als beruflicher Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin. 05:16 Ich bin für meine Klientinnen da. 05:20 Andererseits wirst du natürlich auch von der öffentlichen Sozialverwaltung bezahlt. 05:24 Das ist natürlich so etwas wie ein Spannungsverhältnis. 05:27 Beziehungsweise es gibt neuerdings, das könnte man auch ein bisschen optimistisch interpretieren, 05:33 ein drittes Mandat, wo man sagt, wir haben auch eine gesellschaftspolitische Herausforderung. 05:41 Wir als Berufsgruppe sind auch dazu da, eine gerechtere und sozialere Gesellschaft mitzubewirken. 05:48 Behördliche Sozialarbeit hat natürlich auch in den letzten 15 Jahren zunehmend nur mehr ihre Kernbereiche. 05:58 Das andere wird einfach ausgelagert und zugekauft von freien Trägern der Wohlfahrt. 06:03 Es gibt gewissermaßen diesen Wohlfahrtsmix. 06:05 Er ist aber nicht, wie viele glauben, ein ganz neues Phänomen und hätte mit dem Neoliberalismus zu tun. 06:12 Ich als Historiker, der auch die Geschichte der Sozialen Arbeit immer wieder erforscht hat in den letzten Jahrzehnten, 06:20 muss feststellen, seit den 1880er Jahren kann man nachweisen, dass die behördlichen Einrichtungen und Träger 06:27 auf der einen Seite schon anno dazumal gesagt haben, wir haben viele Vereine, 06:32 denen geben wir Subventionen und Förderungen und die sollen das und das für uns miterledigen. 06:38 So ist es eigentlich seit eh und je. In diesem historischen Ablauf ist es einmal so und so das Mischungsverhältnis. 06:45 Aber an sich ist es nichts Neues. 06:49 Es führt natürlich auch dazu, dass jetzt in den Handlungsfeldern teilweise natürlich die Bezahlung auch variiert. 06:58 Es ist so, dass die Verberuflichung des weiblichen sozialen Ehrenamtes 07:04 am Vorabend des I. Weltkrieges seine ersten Ausprägungen hatte mit gesetzlichen Veränderungen, 07:11 dass man überhaupt in die Familie hineinintervenieren konnte. 07:15 Bei Missbrauch und bei Vernachlässigung hat man dann das Jugendamt gesetzlich institutionell geschaffen. 07:21 Dann hatte man die Herausforderung und am Ende des I. Weltkrieges 07:26 beziehungsweise zu Beginn der Ersten Republik im Jahre 1918 07:30 hat man dann erstmalig ein öffentlich rechtlich anerkanntes Ausbildungssystem bekommen. 07:36 Wir haben heutzutage in jedem Bundesland eine Ausbildung. Das war aber nicht immer so. 07:40 In jedem Bundesland haben wir eine Sozialarbeiterinnen-Ausbildung. 07:43 Aber es sind keine geklonten identen Ausbildungsprogramme. 07:49 Es ist klar, die Grundsachen sind überhaupt keine Frage. 07:55 Es gibt dann natürlich standortbezogene Profile, Akzente und dergleichen mehr.